Am 20. November wird in Brasilien der Dia da Consciência Negra, der Tag des Schwarzen Bewusstseins gefeiert. Neben dem Tag des Capoeiristas am 3. August ist dieser Tag mit der wichtigste und wird von vielen Gruppen mit besonderen Veranstaltungen und Vorführungen gefeiert.
Aber warum dieses Datum?
Weil am 20. November 1695 Zumbi dos Palmares starb, der letzte Anführer des größten Quilombos in Brasilien. Zumbi ist in ganz Brasilien als großer Freiheitskämpfer bekannt und zur Legende geworden.
Heute will ich über sein Leben schreiben:
Zumbis Kindheit
Zumbi wurde wahrscheinlich im Jahr 1655 in der Serra da Barriga, im heutigen Alagoas geboren. Seine Mutter Sabrina soll die Tochter der afrikanischen Prinzessin Aqualtune gewesen sein, über seinen Vater ist nichts bekannt. Zumbi wurde in Freiheit geboren, vermutlich im Quilombo dos Palmares, aber mit etwa 6 Jahren von Sklavenjägern gefangen genommen und dem Jesuitenpater Antonio Melo übergeben.
In der Mission in Porto Calvo wurde er auf den Namen Francisco getauft und besuchte die Schule, in der er Portugiesisch, Latein, Algebra und katholische Religion lernte. Später soll er den Pater sogar als Messdiener unterstützt haben.
Trotzdem bewahrte er sich seine Erinnerungen und Wurzeln und floh mit etwa 15 Jahren aus der Mission, um nach Palmares zurück zu kehren.
Zurück im Quilombo
Dort wurde er mit offenen Armen empfangen und fortan Zumbi genannt, was “der, der tot war und zurück kehrte” bedeutete oder “Geist”. Schnell wurde er für sein Wissen und sein taktisches Geschick bekannt und profitierte damit von seiner Erziehung durch die Weißen. Besonders bewunderte man ihn dafür, dass er unter ihnen gelebt und doch seine Herkunft nicht vergessen hatte.
Im Jahre 1675 wurde der Quilombo von portugiesischen Soldaten angegriffen. Bei der Verteidigung bewies sich Zumbi als großer Kämpfer und Stratege. In den blutigen Kämpfen mit großen Verlusten auf beiden Seite trug er zum Sieg der Quilombolas beisodass die Portugiesen sich wieder nach Recife zurück zogen.
Doch der Quilombo dos Palmares blieb den Weißen ein Dorn im Auge und als wieder eine gescheiterte Armee nach Recife zurück kehrte, machte der Gouverneur von Pernambuco dem Quilombo ein Friedensangebot.
Darin wurde allen Bewohnern von Palmares die Freiheit versprochen, solange sie den Quilombo aufgeben und sich wieder unter portugiesische Herrschaft begeben. Der König von Palmares Ganga Zumba nahm dieses Angebot 1678 an, um sein Volk vor weiteren Kämpfen zu schützen.
Der neue König
Doch nicht alle Bewohner waren mit diesem Angebot einverstanden. Viele wollten den Quilombo nicht verlassen und weiter für ihre Freiheit kämpfen. Sie kritisierten vor allem, dass dieses Angebot die Situation der Sklaven auf den Fazendas in keinster Weise verbessere und diese weiterhin auf ihre Unterstützung angewiesen seien.
Schnell stellte sich Zumbi an die Spitze dieser Bewegung, die sich weigerte, sich an die vom Ganga Zumba akzeptierte Vereinbarung zu halten. Nachdem der König mit einem Großteil der Bewohner den Quilombo verließ, wurde Zumbi 1680 der neue König von Palmares, während der alte König von einem von Zumbis Anhängern vergiftet worden sein soll.
Unter Zumbis Herrschaft wuchs der Quilombo weiter und setzte sich erfolgreich gegen die andauernden Angriffe zur Wehr. Zumbi zeigte sowohl bei militärischen Aktionen als auch in der wirtschaftlichen Organisation großes Geschick. Zudem soll er ein unschlagbarer Capoeirista gewesen sein, sodass sich Legenden verbreiteten, die von seiner Unsterblichkeit berichteten.
Mittlerweile sind jedoch einige Historiker der Meinung, dass es auch eine dunkle Seite seiner Herrschaft gab. Auch im Quilombo gab es eine Form von Sklaverei, die Truppen des Quilombos sollen andere Sklaven auch gegen deren Willen befreit haben und wer aus dem Quilombo flüchten wollte, wurde verfolgt.
Derweil wurde die Bedrohung durch die portugiesischen Armeen immer größer und die Angriffe immer häufiger. Dabei ließen unzählige Bewohner ihr Leben oder wurden gefangen genommen und zurück in die Sklaverei geschickt. Sogar holländische Truppen versuchten vergeblich, den Quilombo einzunehmen.
1694 wurde unter Domingos Jorge Velho eine weitere, sechstausend Mann starke Armee geschickt, um Palmares zu vernichten. Dieses Mal gelang die Zerstörung der Hauptstadt Macaco und der wichtigsten anderen Siedlungen, sodass die Bewohner fliehen und sich in den Wäldern verstecken mussten.
Auch Zumbi wurde verletzt, konnte aber entkommen und leistete mit seinen Anhängern noch fast zwei Jahre Widerstand in den Wäldern von Palmares. Letztlich konnte er nur gefasst werden, weil seine Verfolger einen seiner Vertrauten, Antonio Soares, in die Hände bekamen, der ihnen Zumbis Versteck verraten haben soll. Am 20. November 1695 wurde Zumbi von dem portugiesischen Hauptmann Furtado de Mendonca getötet.
Um den Gerüchten über seine Unsterblichkeit ein Ende zu setzen, wurde Zumbis Kopf in Recife auf einem öffentlichen Platz aufgestellt. Dies sollte allen Sklaven als Warnung dienen, dass die Zeit von Palmares vorüber sei.
Zumbis Andenken
Doch bis heute ist Zumbi eine der bekanntesten Persönlichkeiten brasilianischer Geschichte und wird weiterhin als Held der Schwarzen verehrt. Im ganzen Land gibt es Statuen von ihm und er wurde zum Namensgeber für Projekte und Schulen.
Besonders in Capoeirakreisen ist seine Geschichte unvergessen und lebt in zahlreichen Liedern weiter.
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Quellen:
http://www.suapesquisa.com/historiadobrasil/zumbi_dos_palmares.htm
https://pt.wikipedia.org/wiki/Zumbi_dos_Palmares
https://pt.wikipedia.org/wiki/Dandara
http://quilombo-dos-palmares.info/zumbi-dos-palmares.html
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