Der Duft der Kaffeeblüte

Der folgende Roman ist zwar kein Capoeirabuch, gibt aber spannende Einblicke in den Alltag von Sklaven und Herren in der Zeit um die Abschaffung der Sklaverei.

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Ana Veloso

Der Duft der Kaffeeblüte

Die Geschichte spielt im Rio de Janeiro Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Vita, Tochter eines großen Kaffeebarons, lebt auf der Plantage ihres Vaters im Hinterand Rios ein luxuriöses Leben, während hunderte von Sklaven die Felder bewirtschaften. Mit 17 verliebt sie sich in Léon, einen liberalen Journalisten, der mit allen Mitteln für die Abschaffung der Sklaverei kämpft. Trotz schwieriger Bedingungen und zahlreicher Hürden heiraten die beiden und ziehen nach Rio, wo sie 1888 die Abolition, die Abschaffung der Sklaverei erleben. Während die Kaffeebarone und andere Großgrundbesitzer ohne Sklaven vor dem Ruin stehen, können sich die geflohenen ehemaligen Sklaven Félix und Fernanda endlich ein eigenes Leben aufbauen, ohne länger ihre Entdeckung fürchten zu müssen. Doch viele der jetzt freien Schwarzen, wissen nichts mit ihrer Freiheit anzufangen und landen in den Favelas. Unterdessen kämpft Vita allein für den Erhalt des Gutshofes und für ihre komplizierte Ehe, denn ihre Familie weiß sich in der neuen Situation nicht zu helfen. Auch das Ende der Monarchie fällt in diese spannende Zeit des Umbruchs und hat Auswirkungen auf die Familie  und Freunde.

 

Der Roman ist spannend geschrieben und beschreibt neben Vitas Geschichte auch das Leben von Personen, die mehr oder weniger in ihrem Umfeld leben. So wird von der Flucht des Sklaven Félix von der Plantage, seinem Leben im Untergrund Rios sowie seinem wirtschaftlicher Aufstieg erzählt. Auch Léons Aktionen, die Sklaverein auch in Brasilien endliche abzuschaffen, werden beschrieben, ebenso wie die Bemühungen der Gutsherren, ebendies zu verhindern.

Durch die Verwebung der Handlungsstränge entsteht ein komplexes Bild der brasilianischen Gesellschaft zu dieser Zeit. Der Leser erfährt viel über den Alltag der verschiedenen Gruppen, über ihre Konflikte, Probleme und Sichtweisen, deren Folgen noch heute in der brasilianischen Gesellschaft sichtbar sind.

 

Fazit

 

Ich finde dieses Buch für Capoeiristas durchaus lesenswert, weil es so tiefe Einblicke in den Alltag der Sklaven gibt. Dabei geht es nicht nur um Sklaven auf den Plantagen, sondern auch um Haussklaven, die als Zofen, Kellner oder Köche arbeiteten, sowohl auf dem Land als auch in Rio. Der Leser erfährt auch die Schwierigkeiten, die das ungewohnte Leben in Freiheit mit sich bringt, hautnah und beginnt sogar, die Sichtweise der anderen Seite zu verstehen.

Auch wenn Capoeira nur am Rande vorkommt, als der geflohene Félix sie in der Favela erlernt, erfährt man in diesem Buch einfach so viel vom Hintergrund der damaligen Zeit, dass es sich absolut lohnt, es zu lesen. Außerdem ist es so spannend geschrieben, dass man es nur schwer weglegen kann.

 

Es gibt auch noch eine Fortsetzung*, die allerdings zwei Jahrzehnte später spielt und von Vitas Tochter handelt. Dieses Buch* ist für Capoeiristas weniger interessant, aber trotzdem lesenswert.

 

 

 

Xitara

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