Die Roda – Der Ort, an dem die Capoeira gespielt wird. Der Ort, an dem du mehr lernst als im Training, dein Können testen kannst, wo du singst, spielst und klatschst.
Aber was gibt es zu beachten?
Heute erkläre ich dir die ersten 8 der 16 wichtigsten Regeln und Rituale, die du in der Roda beachten musst.
Die ungeschriebenen Gesetze der Capoeira
Beim Capoeira gibt es, anders als bei vielen anderen Kampfsportarten, kaum niedergeschriebene Regeln. Trotzdem gibt es unzählige Dinge, die du als Schüler unbedingt vermeiden solltest.
Diese vermittelt dir im Normalfall dein Trainer. Allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, dass über diese Regeln oft nur dann gesprochen wird, nachdem jemand sie verletzt hat oder wenn du von dir aus danach fragst.
Also habe ich dir hier alle wichtigen Regeln aufgeschrieben, damit du sicher sein kannst, in kein Fettnäpfchen zu treten.
1. Wer dabei ist, macht auch mit
Wenn du in der Roda stehst, trägst du zu ihrem Gelingen und zur “Energia”, wie die Lehrer das oft nennen, bei. Nur Rumstehen und zugucken ist nicht! Auch wenn du erst seit einer Woche Capoeira machst, Klatschen kannst du auf jeden Fall und Singen solltest du wenigstens versuchen.
Dabei interessiert es keinen, ob du perfekt im Rhythmus bist oder die Worte richtig aussprichst, was zählt ist dein Wille und deine Begeisterung! Du bist Teil der Roda, entweder gibst du ihr Energie durch Singen und Klatschen, oder du nimmst ihr Energie indem du nichts tust.
Du musst nicht mit spielen, wenn du nicht willst, und du musst auch kein Instrument spielen, was du kaum beherrschst. Aber das Minimum sind Singen und Klatschen!
2. Behalte die Spieler im Auge
Eine Roda ist manchmal (absichtlich!) sehr klein und eng. Aber auch bei großen Rodas solltest du dich als Zuschauer auf die Spielenden konzentrieren und auf nichts anderes, denn das könnte gefährlich werden. Obwohl die meisten Capoeiristas sehr kontrolliert spielen, kann immer mal etwas schief gehen. Außerdem willst du ja von den Spielenden lernen, also behalt sie im Auge!
3. Wann das Spiel beginnen darf
Zu Beginn der Roda wird eine oder mehrere Ladainhas gesungen, zu denen noch nicht gespielt wird. Dabei warten die beiden Gegner, die die Roda eröffnen am Fuß des Berimbaus auf das Zeichen zu beginnen. Gespielt wird erst, nachdem die Ladainhas zu Ende sind und der Refrain eines anderen Lieds begonnen hat. Wenn du dir unsicher bist, schau zu demjenigen, der den Gunga (das größte Berimbau) spielt, er kann euch das Startzeichen geben, indem er das Berimbau kurz über euch senkt.
4. Begrüße deinen Gegner vor dem Spiel
Wenn ihr vor dem Berimbau hockt und das Spiel beginnen kann, gibst du deinem Gegner die Hände. Dabei hältst du deine Hände etwa auf Brusthöhe und berührst mit ihnen die Hände deines Gegners. Ohne diesen Gruß fängt man nicht an zu spielen!
5. Der Erfahrene entscheidet
Wenn du also dort vor dem Berimbau sitzt und ihr euch begrüßt, geht es erst dann mit dem Spiel los, wenn der Erfahrenere von beiden, also der mit der höheren Graduierung, Anstalten macht, sich in die Roda zu begeben. Ist dein Gegner also erfahrener als du, wartest du, bis er anfängt zu spielen und machst dann mit.
6. Wie das Spiel beginnt
Die erste Bewegung aus der Hocke ist immer irgendeine Form des Aus, also des Rads bzw. sehr ähnlicher Bewegungen. Je nach Rhythmus kann das langsam, mit dem Kopf am Boden oder auch gesprungen sein, in irgendeiner Form erinnert es aber immer an ein Rad, mit den Händen auf dem Boden und einem oder beiden Füßen in der Luft. Mit einem normalen Rad bist du immer auf der richtigen Seite.
7. Hör auf das Berimbau
Im Spiel selbst musst du vor allem deinen Gegner und den Rhythmus beachten. Dass du auf die Bewegungen deines Gegners reagierst, ist klar und Sinn der Sache, welche Bewegungen du aber ausführen solltest, richtet sich nur nach dem Rhythmus des Berimbaus. Spielt es langsam, sind auch die Bewegungen langsam, ein Salto zum Beispiel wäre bei einem langsamen Rhythmus völlig unangebracht. Spielt das Berimbau schnell, ist auch das Spiel schnell und du darfst auch springen etc. Eigentlich ganz einfach.
Durch den Rhythmus der Berimbaus gibt der Leiter der Roda den Spielenden auch Botschaften. Er bestimmt durch seinen vorgegebenen Rhythmus nicht nur das Tempo des Spiels, sondern auch dessen Anfang und Ende. Wird mehrmals hintereinander ein tiefer Ton statt des vorherigen Rhythmus’ gespielt, ist das ein Zeichen, das Spiel zu beenden.
Das Berimbau ist der Meister der Roda, deswegen musst du unbedingt darauf hören!
8. Wie du das Spiel beendest
Wenn du nicht mehr spielen willst, dich aber niemand ablöst, kannst du das Spiel auch selbst beenden. Dazu wartest du eine günstige Gelegenheit ab, deinem Gegner die Hand zu geben, idealerweise nicht mitten in einem Tritt oder Ähnlichem. Mit dem Handschlag ist das Spiel beendet und du gehst vorsichtig (!) aus der Roda in den Kreis der Zuschauer zurück.
Im zweiten Teil des Artikels erfährst du, wie du die Roda verlässt, was du bei der Volta ao Mundo beachten musst und vieles mehr.
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann teile ihn!
Letzte Artikel von Xitara (Alle anzeigen)
- Frauen in der Capoeira – Geschichte - 16. April 2019
- Wie du deine Cabaças selber züchtest - 4. März 2019
- Capoeira für alle – Interview mit Grad. Pantera Preta - 13. Juli 2018